Liebe Zartbitter by Nina Bergen

Liebe Zartbitter by Nina Bergen

Autor:Nina Bergen [Bergen, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 7373380328
Google: sOi1PgAACAAJ
Herausgeber: Cora-Verl.
veröffentlicht: 2007-07-14T22:00:00+00:00


12. KAPITEL

Das Rätsel Panama war seit gestern noch um einen Schatten dunkler geworden. Tom kickte eine leere Kölschdose zur Seite, die zerbeult auf dem Gehsteig lag.

Er hatte sich in eine frühe Mittagspause verabschiedet und war ohne Ziel losgelaufen. Den ganzen Tag schon fühlte er sich müde und zerschlagen – nicht wegen des Liebesmarathons in der Chocolaterie, sondern weil er in der Nacht danach kaum ein Auge zugemacht hatte. Der Zorn in ihrem Blick, als sie ihn fortgeschickt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf.

An einem Stand am Friesenplatz kaufte er sich ein Sandwich. Er ließ sich damit auf eine der unbequemen Eisengitterbänke nieder, die unter kümmerlichen, neu gepflanzten Bäumen standen. Die Portale der umliegenden Bürohäuser begannen das mittägliche Heer pausierender Angestellter auszuspucken. Tom hielt das Gesicht in den Wind und biss in sein Käsebaguette.

Die Stunden mit Panama, bevor der Abend sein abruptes Ende fand, hatten etwas in ihm aufgewühlt, das er nicht benennen konnte. Schon seit Monaten hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Es war nicht der Sex. Gut, er musste zugeben, allein die Erinnerung an die Leidenschaft, die er gespürt hatte, jagte erneut einen Hitzeschwall durch seinen Körper. Doch es war mehr. Schon während der Probe hatte er das Gefühl gehabt, an keinem anderen Ort der Welt sein zu wollen als genau dort mit ihr. Er mochte ihre Art, zu lachen, und ihre ungekünstelte Selbstständigkeit. Sie machte den Eindruck, genau zu wissen, was sie vom Leben wollte. Dagegen schien es ihm, als seien ihm sein eigenes Wissen und seine Wünsche an einem unbemerkten Punkt seines Weges abhandengekommen.

Eine Taube schritt im Halbkreis an ihm vorbei. Vorsichtig beäugte sie ihn. Tom brach ein Stück von seinem Brot ab und warf es ihr hin. Gierig schoss sie darauf zu und schlang es hinunter.

Panama war ihm ein Rätsel, und er würde es nur zu gerne entschlüsseln. Was war in ihrem Kopf vorgegangen, als sich plötzlich alles gewendet und sie ihn zum Teufel gejagt hatte?

Eine zweite Taube stolzierte unerschrocken unter seiner Bank hervor und blickte ihn erwartungsvoll an. Auch sie bekam ihren Anteil. Tom steckte sich den letzten Bissen in den Mund und klopfte die Hände ab. Die beiden Tauben zogen weiter zur nächsten Bank. Er fragte sich, ob sie wohl zusammengehörten.

Spätestens zur Sendung würde er Panama wiedersehen, wenn sie nicht einen Vorwand finden und absagen würde. Dann hätte er noch ein zusätzliches Problem. Er würde Carsten Seidel gegenüber den Dreh in Panamas Laden verantworten müssen, zu dem der nötige Studioauftritt fehlte. Aber das war völlig egal, er würde schon eine Lösung finden. Viel schwieriger war es hingegen, eine Lösung für das enge Gefühl in seiner Brust zu finden, das sich jedes Mal meldete, wenn er an sie dachte.

Verdammt, er hätte mehr Geduld aufbringen sollen. Wieso war er an dem Abend so unbesonnen vorgeprescht? Er hatte alles zerstört. Eine ernst gemeinte Beziehung ließ sich so bestimmt nicht aufbauen. Nur, wenn er jetzt nicht aufhörte, solch ein Problem daraus zu machen, würde er noch wahnsinnig werden. Vielleicht sollte er das Ganze einfach abhaken und als nette Geschichte in Erinnerung behalten.



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